DAS ERBE DER AUSBEUTUNG - WEGE ZURÜCK ZUR ERDE
Mit dem Projekt „Ketten aus Stahl und Rauch – das Erbe der Ausbeutung – Wege zurück zur Erde“ schlagen wir eine Brücke zwischen den Themen Kolonialismus und KlimaUNgerechtigkeit. Dabei kooperieren wir mit Künstler:innen und Aktivist:innen aus Kamerun, um die Spuren des Kolonialismus und die Auswirkungen des Klimawandels vor Ort zu erforschen. Unser Ziel ist es, den Menschen vor Ort eine Stimme zu geben, sodass sie im Kontext der Klimagerechtigkeit, die sie unmittelbar betrifft, nicht zu Randfiguren degradiert werden.
Kamerun ist einerseits stark von den Folgen des Klimawandels betroffen, während die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte weitgehend fehlt. Das Projekt schafft Raum für einen kreativen und kritischen Austausch, der sowohl einen historischen Rückblick als auch einen zukunftsgerichteten Dialog ermöglicht. So wollen wir das Thema „Ketten aus Stahl und Rauch – das Erbe der Ausbeutung – Wege zurück zur Erde“ in die öffentliche Wahrnehmung in Kamerun und Deutschland bringen.
Neben der Erarbeitung eines Theaterstücks wurden Kurzfilme und Interviews mit Experten aus den Bereichen Kultur, Geschichte und Ökologie gedreht, deren Beiträge auf dieser Seite zu sehen sind. Folgende Fragen haben wir ihnen und uns selber gestell:
Wie hat der Kolonialismus die wirtschaftlichen und ökologischen Strukturen in den ehemaligen Kolonien geformt, und welche langfristigen Auswirkungen hat dies auf die Klimakrise in diesen Regionen?
Welche Rolle spielen historische Ausbeutungsmechanismen, wie Landraub und Ressourcenausbeutung, in der heutigen ökologischen Ungerechtigkeit zwischen dem globalen Norden und Süden?
Inwiefern tragen die Industrienationen eine historische Verantwortung für die aktuellen klimatischen Herausforderungen in den ehemaligen Kolonien, und wie kann diese Verantwortung in der Klimapolitik berücksichtigt werden?
Wie können die Perspektiven und Erfahrungen der Menschen in ehemaligen Kolonien in die globale Diskussion über Klimagerechtigkeit einbezogen werden, um eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft zu gestalten?
Bisherige Auftritte:
11. December 2024, 7 pm - Nkoabang, Camp artistique
12 December 2024, 7 pm - Centre Culturel Camerounais, Yaoundé
13 December 2024, 7 pm - Afro Topos Cultural Lab, Yaoundé
14 December 2024, 7 pm - La'akam, Bafoussam
Eine Tournee mit Gastspielen in Europa ist in Planung.
Eindrücke von der Aufführung, unser Trailer:
Autoren des Stücks: Jens VILELA NEUMANN und Landry NGUETSA. Besetzung: Massan A BIROKO, Mahoussi KOTCHE, Evan Boris LYONGA, Landry NGUETSA Kostüm- und Bühnenbild: Evan boris LYONGA, Fadimatou MANKPA Produktionsassistenz und Lichtregie: Clémence DJOUSSE
Auszüge aus dem Theaterstück, übersetzt aus dem Französischen:
Wie eine Epidemie breitete sie sich aus, vom Strand, an dem die ausländischen Schiffe ankamen, über die Häfen, die sie bauten, um dort anzulanden, nach Osten entlang der Eisenbahnlinie und der von ihnen gebauten Straßen, die direkt zu den Minen, Plantagen und Farmen führten, von denen sie sich nahmen, was sie wollten! Sie nannten es Entwicklung, aber eine Entwicklung, die nicht die Interessen der Einwohner des Landes berücksichtigte, sondern nur ihren eigenen Profit. Die Menschen des Nordens, bewaffnet mit ihrem Wissen und ihrem Eroberungsdrang, erklärten, dass man alles besitzen und aufteilen könne. Jedes Stück Land wurde zu individuellem Eigentum, zu einem Stück Land, das ausgebeutet werden konnte. Die Herkunfts-gesellschaften ihrerseits kannten diese Sprache des Besitzes und der Grenzen nicht...
Das Treffen war also ein Zusammenprall der Kulturen. Die Menschen aus dem Norden, mit ihrer Macht und ihren Gesetzen, wollten das Land mit ihren Symbolen markieren. Aber die Einheimischen markierten das Land unsichtbar, durch ihre Traditionen, Rituale und Lieder. Sie wussten, dass das Land allen gehörte, den Lebenden, den Toten und denen, die noch kommen würden. Für sie war das Land die Seele der Welt und nicht nur ein materieller Besitz.
Die Zeit verging und die Menschen im Land der Sonne befreiten sich. Sie besaßen nun ihr eigenes Land, aber vieles hatte sich nicht geändert, und mit der Zeit und durch den Neokolonialismus hatten sie die Fähigkeit verloren, für sich selbst zu sorgen.
Fotos: aus dem Bundes Archiv / Artworks & Collages: Fabrice Mani
Auszüge aus dem Theaterstück, aus dem Französischen übersetzt:
Die Wirtschaft setzte die Politik in den Ländern des Nordens unter Druck, es gab zu viel zu gewinnen im Land unter der Sonne, billige Ressourcen, neue Kunden, strategische Außenposten und die Hoffnung auf einen Platz an der Sonne. Es waren diese Kolonisatoren aus dem Norden, die eine Vielzahl von Gesellschaften zwischen Atlantik und Tschadsee zu einer territorialen Einheit verschmolzen und dieses Gebilde dann „das schöne Land an der Sonne“ nannten. Dabei wurden auch fremde Konzepte gewaltsam eingeführt wie: Grundbücher, Standesämter, Alkoholgesetze, neue Herrschaftsstrukturen, Geldsysteme, Plantagengesellschaften oder staatliche Schulen... und die meisten davon sind heute noch in Kraft.
Du träumst von einem Ökodorf... Ich weiß, was du meinst. Aber in meinem Alter weiß ich nicht, ob ich mich noch ändern kann. Das Land, das ich so viele Jahre bewirtschaftet habe, reicht mir. Es ist schwer, noch einmal von vorne anzufangen. Es ist einfacher zu säen, zu ernten und zu verkaufen. Aber die Menschen im Norden haben ihre Märkte und ihre Bedürfnisse. Wir sitzen fest.
Der einzige Weg in die Zukunft? Schauen Sie, wohin uns das in den letzten 150 Jahren geführt hat! Wir importieren alles, was wir brauchen. Und seit wir uns von den Menschen aus der Kälte befreit haben, hangeln wir uns von einer Wirtschaftskrise zur nächsten.
Jetzt stehen wir am Scheideweg. Das Land spricht zu uns, und wir hören nicht mehr zu. Es fordert Gerechtigkeit. Aber wie? Wie können wir es retten und gleichzeitig diejenigen bekämpfen, die es ausbeuten wollen? Das ist keine Frage des Mutes, sondern des Überlebens.
Fotos: aus dem Bundes Archiv / Artworks & Collages: Fabrice Mani
Auszüge aus dem Theaterstück, aus dem Französischen übersetzt:
Was schlagen Sie vor? In die Zeit zurückgehen, als wir noch Jäger und Sammler waren? Haben es die Kolonialherren nicht deshalb so leicht mit uns gehabt, weil sie die fortschrittlichen Technologien hatten und wir nicht?
Wir tappen in dieselbe Falle wie die Leute, die hierher gekommen sind, um uns zu berauben. So werden wir nur noch mehr Schaden anrichten, noch mehr Gewalt gegen die Natur, gegen die Unterprivilegierten, wir wiederholen nur die Fehler der anderen und leben auf Bergen von Dingen, die wir nicht brauchen und die uns nicht glücklich machen, mit hohen Mauern um uns herum und schmutzigen Autos, die nur noch schmutziger werden. ohne die Bäume in den Wäldern, die gefällt wurden weil jeder diese Möbel aus Tropenholz haben will ...
Es ist nicht der Markt, der unsere Entscheidungen leiten sollte. Es ist die Erde. Permakultur bedeutet, nachhaltig anzubauen, damit die Erde immer etwas hergibt, egal wie lange es dauert. Und selbst wenn der Markt für Baumwolle verschwindet, gibt es andere Wege, wie z. B. Ökodörfer. Autonome Gemeinschaften schaffen, in denen jedes Bedürfnis von der Erde selbst erfüllt wird.
Eindrücke von der Aufführung:
Besetzung: Massan A BIROKO, Mahoussi KOTCHE, Evan Boris LYONGA, Landry NGUETSA
Klimakrise in Kamerun
Der Klimawandel stellt eine zunehmende Bedrohung für Kamerun dar, da das Land von steigenden Temperaturen und extremen Wetterereignissen betroffen ist. Die Durchschnittstemperaturen in Kamerun sind in den letzten 50 Jahren um 1°C gestiegen, und Prognosen zeigen einen möglichen Anstieg von 1,5°C bis 2°C bis 2050. Diese Erwärmung trägt zu einer Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Produktivität bei, da die Erträge von Kulturen wie Mais, Maniok und Kakao sinken. Im Norden haben anhaltende Dürreperioden zu Wasserknappheit geführt, von der über 1 Million Menschen betroffen sind. In den südlichen Regionen hingegen kommt es zu stärkeren Regenfällen und Überschwemmungen, die Tausende von Menschen vertreiben und die Infrastruktur beschädigen. Die Weltbank schätzt, dass der Klimawandel das kamerunische BIP bis 2050 um jährlich 2 % verringern könnte. Die Wälder, die sowohl für die biologische Vielfalt als auch für die Kohlenstoffbindung von entscheidender Bedeutung sind, werden ebenfalls durch veränderte Niederschlagsmuster und die Abholzung von Wäldern bedroht. Ländliche Gemeinschaften haben die Hauptlast zu tragen, da über 70 % der Bevölkerung für ihren Lebensunterhalt auf die Landwirtschaft angewiesen sind. Der Anstieg des Meeresspiegels stellt eine Gefahr für Küstenstädte wie Douala dar und bedroht Häuser, Infrastruktur und Industrie. Es besteht sofortiger Handlungsbedarf, um diese Risiken zu mindern und sich an den Klimawandel anzupassen.
So wie Kamerun leidet der Kontinent bereits unter extremen Wetterereignissen und veränderten Niederschlagsmustern, die mit dem Klimawandel zusammenhängen und zu Dürren und Überschwemmungen führen. Bei einer rasch wachsenden Bevölkerung hat dies Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung und die Armut und führt zu Migration und Konflikten. Viele reiche Länder scheinen zu erwarten, dass die sogenannten Schwellenländer den Sprung zu sauberen Technologien für die Energieerzeugung schaffen, sind aber nicht wirklich bereit, die dafür erforderlichen Investitionen zu tätigen. Gefährdete afrikanische Gemeinschaften brauchen Hilfe bei der Anpassung an die unvermeidlichen Auswirkungen des Klimawandels und ihre Stimmen müssen gehört werden, denn es gibt viel traditionelles Wissen und Fachkenntnisse vor Ort, die bisher ignoriert werden. Politische Maßnahmen werden oft ohne die Einbeziehung der lokalen Gemeinschaften und ohne ihre Zustimmung umgesetzt.
Märchen zum Thema:
MAHOUSSI KOTCHE erzählt ihre Geschichte vom THE SACRED FOREST OF NGWATÈ
Nyhomog Lyonga Evan Boris erzählt seine Geschichte: SOUNDS OF NATURE
SPUREN DER DEUTSCHEN KOLONIALZEIT IN YAOUNDÉ, KAMERUN 2024
Interviews zur "Klimagerechtigkeit":
Interviews mit Alice Christel Penda, Herman Koh / Better World Cameroon, Jean David Nkot, Sunday Geofrey / Support Humanity Cameroon (SUHUCAM) Musik: Sistah Sen "Sunshine"
Yaoundé / Kamerun 2024: Holztransport und -verarbeitung
Interview on eco-activism and art with Christian Etongo (Yaounde / Cameroun)
Presse:
Presentation of the project "Chains of Steel and Smoke" by J.V.Neumann
Presentation of the project "Chains of Steel and Smoke" by J.V.Neumann
MAHOUSSI KOTCHE
ist eine kamerunische Künstlerin beninischer Abstammung. Sie ist eine Sängerin, die die Welt des Theaters liebt. Ihre Musik mit dem Titel EKANVODOUMISIK ist sowohl von den Gesängen des beninischen Vodou als auch von den traditionellen Rhythmen Kameruns inspiriert. Im Jahr 2018 gewann sie den Goethe-Wettbewerb in Kamerun und hat seitdem an verschiedenen nationalen und internationalen Kunstprojekten und Festivals teilgenommen.
LANDRY NGUETSA
Theatermacher, 42 Jahre, Absolvent der Universität Yaoundé 1. Als
Leiter der Kompanie EMINTHA und Förderer der Bewegung „Scènes de Femmes“ hat er sich seit 2017 mit seiner Leidenschaft für das Theater einen Namen gemacht. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise in den Bereichen Dramaturgie, Schauspiel und Regie zeugen von seinem künstlerischen Engagement.
MASSAN à BIROKO
ist Schauspielerin, professionelle Geschichtenerzählerin, Festivalleiterin, Regisseurin, Dramaturgin, Trainerin und arbeitet in der Filmindustrie. Sie liebt es zu lernen und zu teilen. Neue Abenteuer und Forschungen in verschiedenen Bereichen reizen sie sehr. Sie kommt aus Kamerun und ist, wie ihr Lebenslauf zeigt, seit fast 40 Jahren in verschiedenen Bereichen künstlerisch tätig.
Nyhomog Lyonga Evan Boris
war bei diesem Projekt nicht nur Schauspieler, sondern auch Bühnen- und Kostümbildner. Er ist Absolvent der Universität Yaoundé 1 und arbeitet in den Bereichen Theater- und Filmregie, Bühnenbeleuchtung, Drehbuchschreiben, Szenografie, Kostüm, Bühnenbild und Ton.
Larissa Ndjakomo
ist Multimedia-Kulturjournalistin. Nach 9 Jahren Erfahrung bei KALAK Fm 94.5 Radio, wo sie das Kultur- und Tourismusprogramm „Djabama“ produzierte und moderierte, das sich auf visuelle Künste, Live-Shows und Kulturerbe spezialisierte, entschied sie sich, ihre Karriere als unabhängige Journalistin fortzusetzen. Heute nutzt sie ihre Stimme, ihr Mikrofon und ihre KI-Tools, um kulturelle Vielfalt, Immigration, urbane Veränderungen und Dekolonisierung durch die Brille der Anthropologie und des Journalismus zu erforschen.
DJOUSSE NEEH Suzanne Clémence,
ist eine leidenschaftliche Schauspielerin, Beleuchterin und Kulturmanagerin. Bislang hat sie in allen drei Bereichen an diesem Projekt gearbeitet. Als Absolventin des Instituts für internationale Beziehungen in Kamerun beschloss sie, ihre Leidenschaft mit ihren beruflichen Fähigkeiten zu verbinden. So schloss sie sich dem Verein AVANT-SCENE an, wo sie in den Bereichen Showbeleuchtung und Kulturverwaltung ausgebildet wurde. Im Filmbereich arbeitet sie mit der Produktionsfirma Inception Arts and Com zusammen und ist an der Produktion mehrerer Projekte beteiligt.
DIE ZUSAMMENARBEIT
Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Organisationen Paradise Garden und dem kamerunische Emintha Théâtre unter der Leitung von Landry Nguetsa, reicht bis ins Jahr 2019 zurück. Das Theaterstück „Kamerun, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ war das erste Ergebnis dieser Zusammenarbeit.
Im Jahr 2020 folgte mit DEPARTURE ? AU?BRUCH", ein Projekt über den Widerstand gegen Covid 19, bei dem die Arbeit online stattfand, eine Art künstlerische Kreation aus der Ferne in Form von Texten, Fotos und Videos.
Die Ergebnisse des Projekts "RESTITUTION ART LAB", das auf der Erforschung des afrikanischen Kulturerbes basiert, wurden 2022 in der Volksbühne am Rosantler Platz präsentiert.
Finanziert aus Mitteln des:
Mit freundlicher Unterstützung:
Projects
KETTENAUS STAHL UND RAUCH - DAS ERBE DER AUSBEUTUNG - WEGE ZURÜCK ZUR ERDEMIT KÜNSTLER:INNEN AUS KAMERUN UND DEUTSCHLAND
EX-TRAHERE MATRIX – VOM KOLONIALISMUS ZUR KLIMA(UN)GERECHTIGKEITMIT KÜNSTLER:INNEN AUS TOGO UND DEUTSCHLAND
RESTITUTION ART LAB - ZUR RÜCKKEHR DER AFRIKANISCHEN KULTURGÜTER IN DER VOLKSBÜHNE BERLINMIT KÜNSTLER:INNEN AUS PORTUGAL, KAMERUN, ANGOLA UND DEUTSCHLAND
DAS EXIL ENSEMBLE DIE "ZERSTREUTEN"POLITISCHES POSTMODERNES THEATER VON UND MIT EXPERT:INNEN DER EIGENEN ERFAHRUNG
DEPARTURE ? AUF?BRUCH - KÜNSTLERISCHER AUSTAUSCH ZU & TROTZ CORONAZWISCHEN THEATERMACHER*INNEN IN KAMERUN, TANSANIA, SÜDAFRIKA, MOSAMBIK, SIMBABWE UND DEUTSCHLAND
VERGANGENHEIT/GEGENWART/ZUKUNFT KAMERUNTHEATER IN KAMERUN ZUR DEUTSCHEN KOLONIALGESCHICHTE
PANDORA - ODER DIE RÜCKKEHR DER AFRIKANISCHEN KULTURGÜTEREINE RECHERCHEPRÄSENTATION
KURZFILMEÜBER MIGRATION, INTEGRATION & RESISTENZ
IDENTITY A BLOODY ROMANCEAUSSTELLUNG ZUR DEUTSCH-MOSAMBIKANISCHEN GESCHICHTE
H. IBSEN, H. KLEIST UND F. DÜRRENMATTTHEATER IN SIMBABWE, ANGOLA UND MOSAMBIK